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SIAM.

Das Königreich Siam, der einzige noch unabhängige Staat
Hinterindiens, hat seit den letzten Gebietsabtretungen an Franzö-
sisch-Indochina
im J. 1909 ungefähr 240.000qkm Flächeninhalt und
6700000 Einwohner. Der politisch und kulturell bestimmende
Volksteil sind die Siamesen (1,8 Mill.), während die neuerdings
durch Einwanderung stark zunehmenden Chinesen (1,4 Mill.) zwar
den größten Teil des Geschäftslebens an sich gerissen haben, aber
politisch indifferent sind. Tiefer stehen die den Schan (S. 255) ver-
wandten
Laos (1,4 Mill.) und die Malayen (0,7 Mill.). Die Zahl der
ansässigen Weißen belief sich 1910 auf etwa 1200, darunter
250 Deutsche, 248 Franzosen, 222 Engländer, 144 Amerikaner,
141 Skandinavier usw. Hauptsitz der Bevölkerung ist die Tief-
ebene
des unter 19° n. Br. am Mekhong entspringenden, 700km
langen Menam (d. h. Mutter der Wasser), dessen alljährliche, von
Juni bis November dauernde Überschwemmungen die Fruchtbar-
keit
des fast ausschließlich mit Reis bestellten Alluvialbodens be-
dingen
. Das Klima ist heiß (mittlere Jahrestemperatur in Bangkok
26,7° C.). Die Regenzeit beginnt im Mai und endet im Oktober.

Die Siamesen gehören zu den sog. Thai-Völkern, die den Chinesen
nahestehen. Sie sind von zierlichem Wuchs und oliv-bronzener
Hautfarbe, an den Beinen oft tätowiert; das schwarze Haar bürsten-
artig
straff; die Zähne rot vom Betelkauen, bei vornehmen Damen
schwarz emailliert. Die Kleidung, bei beiden Geschlechtern ähn-
lich
, besteht aus einem braunen oder weißen Hüftschurz (Panung),
der zwischen den Beinen durchgezogen und im Gürtel befestigt
wird, einer Jacke, Strohhut oder Kopftuch und einem baumwollenen
Schulterumhang (Parkana). Die Vornehmen tragen goldgestickte
Jacken, kostbare Seidenschärpen, Wadenstrümpfe und Schnallen-
schuhe
. Gemütsart und Sitten der Siamesen erinnern an Birma
(S. 254). Die Religion ist wie dort der Buddhismus und betätigt
sich in ähnlichen Formen. Das Erziehungswesen steht unter der
Leitung der Mönche, die zahllose Klöster besitzen, aber an dem alten
Morgenumgang mit dem Bettelnapf streng festhalten. Sie kleiden
sich in gelbe Togen und rasieren das Kopfhaar. Jeder freie Siamese
hat einmal im Leben drei Monate im Kloster zu verbringen. Die
Sitte des Wallfahrens ist allgemein, ebenso die der Stiftung von
Heiligtümern, mit denen das Land überstreut ist (vgl. S. 265).

Die Kunst bevorzugt lebhafte Farben und zeichnet sich durch
elegante Formen aus. Den birmanischen Pagodenanlagen entsprechen
die Wats, religiöse Kultstätten mit viereckiger Umwallung, mehreren
Höfen, Reliquientürmen, Phra genannt, Priesterwohnungen, Pilger-
häusern
, Gärten und heil. Teichen. Im innersten Hofe liegt gegen-